Zum #aufschrei
Diesem Tweet von Anne Wizorek folgte eine Welle von Reaktionen, deren Ausmaße vermutlich niemand vorhergesehen hat. Mittlerweile haben Tausende Frauen via Twitter ihre Erfahrungen mit sexuellen Belästigungen und Alltagssexismus geteilt – und noch immer gehen auf der Seite Aufschreien gegen Sexismus im Minutentakt neue Beiträge ein.
Ich schreibe diesen Beitrag nicht, weil ich eigene Erlebnisse, eine neue These oder eine irgendwie bedeutende Analyse zu dieser Debatte beizutragen hätte. Ich bin schlicht überrascht und geschockt, was für einem Ausmaß an Übergriffigkeit, verbaler und körperlicher Gewalt Frauen jeden Tag ausgesetzt sind. Dass es ein Sexismus-Problem in Deutschland gibt, war mir klar, aber diese Dimensionen habe ich mir nicht vorstellen können.
Deshalb kein langer Text, sondern zwei Dinge: Danke an alle Frauen, die den Mut gefunden haben, ihre Erlebnisse öffentlich zu machen. Und der Aufruf an alle Männer: Hört euch den #Aufschrei an.
Hier eine lose Sammlung lesenswerter Texte:
- Unter dem Twitter-Account @aufschreien und auf Aufschreien gegen Sexismus werden Beiträge und Erlebnisse gesammelt.
- Auch bei Littlejamie gibt es eine eindrucksvolle Tweet-Sammlung.
- kleinerdrei über sexuelle Übergriffe im Alltag: „Normal ist das nicht!„
- Frau Dingens geht auf einige typische Reaktionen auf das Stern-Porträt über Rainer Brüderle und auf die Aufschrei-Debatte insgesamt ein.
- Merle Stöver beklagt in einem offenen Brief an Günther Jauch, dass auch seine Sendung über den #aufschrei in erster Linie Klischees reproduziert hat.
- Auch Happy Schnitzel schreibt über Versuche, Opfer zu Schuldigen zu machen, und über die Unfreiheit, „im öffentlichen Raum ununterbrochen einen Schutzpanzer aus Unnahbarkeit tragen zu müssen“.
- Drop the thought erklärt, warum „Wehrt euch!“ die falsche Reaktion ist.
- @fraumaja schreibt über eine Stammtisch-Situation und das Problem mit der Schlagfertigkeit.
- Die Kaltmamsell berichtet über Erlebnisse, die sie bei ihrem ersten Blogeintrag zum #aufschrei noch beiseite geschoben hat – weil sie sich selbst schuldig gefühlt hatte.
- Etwas älter und englisch, aber eindrucksvoll: Phaedra Starling über „Schrödinger’s Rapist“.
- Passend dazu ausnahmsweise auch ein Beitrag von einem Mann: formschub über seinen „Männerschatten“.
- Und für die Kerle, die jetzt aus irgendwelchen Gründen Angst haben sollten, nie mehr mit einer Frau flirten zu dürfen: Bei Feminismus 101 und High und Clichés gibt es netterweise Serviceartikel, wie’s doch geht.
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Nachtrag: Unter http://ivinfo.wordpress.com/2013/02/02/aufschrei-erklart-in-28-tweets-1/ gibt es noch eine hervorragende Zusammenfassung und Erläuterung der #aufschrei-Debatte.